Ist der Glaube an Fortschritt berechtigt, in der Zeit von Fukushima, haben wir auf globaler Sicht z.B. moralische Fortschritte gemacht, haben wir die Armut beseitigt, haben wir die Kriege beendet, ist unser aller Leben Gut oder glücklicher?
Wir scheinen fortzuschreiten, in dem wir die Augen zu machen und weiter machen wie bisher. Geschichtliche Fortschritte sind doch vorhanden von den ersten behauenen Steine bis zur Fähigkeit Eisen abzubauen und zu schmelzen vergingen rund 3 Millionen Jahre. Von der Eisennutzung bis zur Wasserstoffbombe rund 3000 Jahre, wenn dies kein Fortschritt ist?
Die Geschichte des Fortschritts ist mit der Entwicklung des Menschen verbunden. Es hat lange gedauert, bis wir als Menschen gehen konnten. Das Leben als Jäger und Sammler ist ein harter Überlebenskampf. Durch Ackerbau und Vierzucht bestimmt der Mensch die verfügbare Nahrungsmenge selbst und sichert so den Erhalt seiner Art. Die Kultur des Ackerbaus entwickelt sich zur Hochkultur. Als der Mensch nicht mehr ausschliesslich mit Nahrungsbeschaffung beschäftigt ist, hat der mehr Zeit für Kunst und Religion. Er entwickelt Kulturen die er mit Hilfe von Sprache an die nächste Generation weitergeben kann. Das Menschliche Wort ist die Macht die sein Chaos ordnet.
Durch die Erfindung des Buchdrucks bekommen immer mehr Menschen den Schlüssel zum Wissen und mit wachsender Kenntnis der Welt wird ein wissenschaftlicher Fortschritt vorangetrieben, der die Menschheitsgeschichte prägt.
Aufgrund der naturwissenschaftlichen Fortschritte, wie in der Astronomie werden Weltanschauen verworfen und neue entstehen. Der Astronom Kopernikus weisst die Unzulässigkeit des ptolemäische System nach und Galilei liefert den Beweis für Kopernikus Annahme. Nicht die Sonne dreht sich um die Erde, es ist die Erde die sich um die Sonne dreht. Der Mensch bricht zu einem radikal neuen Wissen durch.
Der englische Physiker Newton legt mit seinen bahnbrechenden Gesetzten der Schwerkraft den Grundstein für die klassische Mechanik. Neue Räume öffnen sich für den technologischen Fortschritt. Der Physiker Einstein wird 300 Jahre später das von Newton geprägte Weltbild sprengen. Mit seiner weltberühmten Formel löste er bisherige Vorstellungen von Raum und Zeit ab. Wissen wird zur Macht.
In der Zeit von Aufklärung wird Fortschritt zum Leitmotiv, ganz besonders in Europa das sich als Mutter der Emanzipation versteht. Über Jahrhunderte hat der Grossteil der Bevölkerung in Abhängigkeit von seinen Feudalherren gelebt. Die letzten Überresten der Leibeigenschaft fallen, die Gewerbefreiheit wird eingeführt. Es ist das Ende des Feudalstaates und der Knechtschaft, Demokratie ist auf dem Vormarsch.
Eine der bedeutendsten Entdeckungen in der Medizin ist das Penicillin. Viele gefürchteten Krankheiten wurden ausgemerzt oder sie führen nicht mehr zum Tode. Bessere medizinische Versorgung führt dazu, dass das Lebensalter der Menschen steigt. Auch die Geburtenspirale dreht sich schwindelerregend weiter, seit 100 Jahren ist die Weltbevölkerung um das dreifache gestiegen.
Die industrielle Revolution, eine Zeit schwindelerregenden Wandels. Ein Wirbelwind neuer Ideen und Methoden fliegt über die Länder. Alles im Namen des Fortschritts.
Die Helden des Fortschritts, Thomas Edison der Entdecker des elektrischen Stroms und Henry Ford der Pionier der Motorisierung. Von da an geben Maschinen den Takt des Lebens vor. Immer schneller schreitet die Technisierung voran. Es entstehen grosse Industriestädte wohin Arbeiter von nah und fern strömen. Neue Eisenbahnstrecken schlängeln sich durchs Land – verkürzen Reisewege und –zeiten und versorgen die Massen mit Ware. Von da an heisst es immer höher, schneller und weiter, weit über die Grenzen der Erde hinaus. Die bemannte Mondladung, nur ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein grosser Fort-Schritt für die Menschheit.
Tatsächlich?
In Wahrheit ist die Geschichte des Fortschritts die Geschichte seiner Dissonanzen. Bereits wenige Jahre nach ihrer Erfindung werden Flugzeuge für den Bombenkrieg eingesetzt, an Bord Bomben die in medizinischen Laboratorien entwickelt wurden.
Die Kernenergie soll den unbändigen Energiehunger der Menschheit für immer stillen, kann sie aber auch jeder Zeit vernichten. Der Mensch entfesselt Kräfte die er nicht mehr beherrscht, der Einsatz der Atombombe zeigt die erschreckenden Schattenseiten wissenschaftlicher Forschung. Der Mensch macht aus der Erde eine Mondlandschaft.
Fortschritt erweitert unseren Spielraum, aber er macht unsere Welt auch ärmer. Trotz des ökonomischen Wachstums gelingt es immer noch nicht alle Menschen auf der Welt zu ernähren. In unserem Fortschrittsdrang zerstören wir unsere Umwelt, obwohl wir ein Teil davon sind.
Ist das der Preis des Fortschritts?
Fragen zur Diskussion:
> Was ist Fortschritt für Sie?
> Wer verspricht wem welchen Fortschritt? Wer hält oder bricht das Versprechen?
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Club of Rome – 2052Vision 2053 – Lernen und Arbeiten in der Zukunft
Wem wollen Sie so viele Sequenzdatenbanken verkaufen, dass dieser Verkauf das Wirtschaftswachstum der USA in irgendeiner spürbaren Weise anhebt? Herrgottnochmal, es muss sich doch langsam mal rumgesprochen haben, dass die Menschehit, insbesondere der Westen, das Wachstumsdogma relativieren und reformieren muss. Es wird vermutlich immer Bereiche geben, die wachsen – aber von denen kann man nicht mehr die gesamte Volkswirtschaft abhängig machen! Ich bin ja kein Wachstumsgegner, nur ein Gegner davon, dass dieses mantraähnlich wiederholte Wort über Wohl und Wehe ganzer Länder und großer Teile der Menschheit entscheidet. Wachstum und Volkswirtschaft müssen voneinander entkoppelt werden – gibt es Wirtschaftswachstum, okay. Gibt es keins, sollte die Wirtschaft dennoch funktionieren. Selbstverständlich ist ein technologisches Plateau erreicht. Es gibt Wachstum in Sparten, differenziertes Wachstum sozusagen. Nach dem herkömmlichen Wachstumsdogma hätten wir bereits den Mars kolonisieren müssen – oder wären frisch dabei. Was glauben Sie, warum das nicht passiert ist? Weil es nicht endlos höher und weiter geht, weil „Fortschritt“ ein moderner Mythos ist. Wir hatten 250 Jahre Ausnahmezeit. Wird Zeit, sich wieder an normale Verhältnisse zu gewöhnen!